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Einer der Vorläufer des Tanzbären (s.u.) aus dem Hause Zuleger ist die Euphonika der Firma Leipziger Musikwerke Euphonika AG, die 1895 von Otto Bergmann und Emil Muckler gegründet wurde. Die beiden Gründer waren Uhrmacher, was sich an der Qualität ihrer Instrumente durchaus beweist. Selbst die Euphonika, ein eigentlich recht simples Ferät, wurde von einem Federmotor aus Glashütte in Sachsen angetrieben. 1895 wurde zur Leipziger Herbstmesse diese Euphonika in verschiedenen Größen, in Bandoneon- und Konzertina-Form, erstmals präsentiert.

Das Instrument war wohl in 2 Größen und unterschiedlichen Formen erhältlich, die kleine Ausführung war mit 16 Tönen ausgestattet, die größere verfügte über 22 Stimmen. Ich habe da lange nach gesucht, ohne fündig zu werden. Eines der am Besten erhaltenen Instrumente stand in USA zum Verkauf. Da war ich aber leider Dank Zeitverschiebung um 12 Stunden zu spät dran, das Instrument war bereits verkauft. Erst im letzten Jahr bin ich bei einem Sammler aus meinem engsten Kreis fündig geworden, der sich immer wieder einmal von Instrumenten trennt, die sich bei ihm angesammelt haben, für die er aber keine Verwendung hat.


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Inserat aus Zeitschrift für Instrumentenbau (ZfI) 15/1895, S. 944
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Euphonika mit Lochplatte
Euphonika - Quelle: The Vallejo Gallery, Joe und Monica Vallejo, 670 W. 17th Street, Unit E5, Costa Mesa, CA 92627

Das Uhrwerk wurde durch den seitlichen Hebel (im Bild links der Ring neben dem Niederdrücker für die Platte) aufgezogen, über eine An- und eine Abstelltaste auf der ansonsten funktionslosen rechten Knopfseite wird die runde Metallnotenscheibe in Bewegung versetzt bzw. abgeschaltet. Wenn die Platte angeschaltet ist und sich dreht, werden über einen gebräuchlichen Tastenapparat die jeweiligen Zungen freigegeben, wenn dann  der Bediener den Balg bewegt, werden die Töne erzeugt. Durch stärkeres oder weniger starkes Auf- und Zuziehen des Balgs ist ein Piano-Forte-Spiel möglich.

Die Spieldauer der Melodie ist auf eine Abspielzeit von 45 Sekunden für eine Plattenumdrehung begrenzt, da bedarf es schon gewaltiger Anstrengungen des Arrangeurs, hier eine halbwegs brauchbare Melodie so zu arrangieren, dass sie auch unterbrechungsfrei über mehr als eine Plattenumdrehung brauchbar klingt.

Auf den Bildern unten noch eine Platte zu diesem Instrument und der Federmotor, der sich im Inneren des Balgs befindet und dort normalerweise durch eine Abdeckung verschlossen ist, weil die Balganlage luftdicht sein muss. Außerdem ist gut erkannbar, wie drangvoll eng es in dem relativ kleinen Gehäuse zugeht, um die jeweils 8 Stimmen unter der Steuerung unterzubringen und dazu noch den Dichtkasten für den Federmotor.


Lochplatte
Platte - Quelle: The Vallejo Gallery, Joe und Monica Vallejo, 670 W. 17th Street, Unit E5, Costa Mesa, CA 92627
Der Federmotor mit und ohne Gehäuse
Der Federmotor ohne (oben) und mit (unten) Gehäuse, Quelle: Privat